Für sich wirken sie abstossend, zusammen verwirrend, aber sie können auch ein Hinweis auf Expertise sein. | Bild: 13Photo mit Word Cloud Generator von Jason Davies / ETH Zürich. Wörter: Florian Fisch mit Chat-GPT.

«Wir haben herausgefunden, dass Jargon beim Publikum die Illusion fördern kann, etwas zu verstehen», vermeldete Tania Lombrozo, Psychologin an der Princeton University, auf der Plattform Bluesky. Sie und ihr Doktorand publizierten eine Studie im Magazin Nature Human Behaviour, in der sie den Einfluss der oft unzugänglichen Sprache unter Fachleuten untersuchten. Resultat: Fachbegriffe machen eine Erklärung eigentlich weniger verständlich. Sie können aber erfolgreich Banalitäten und Zirkelschlüsse verstecken. So lassen sie eine Erklärung widersprüchlicherweise zunächst verständlicher wirken.

Die Forschenden haben fast 6700 Teilnehmenden in unterschiedlichen Experimenten diverse wissenschaftliche Erklärungen vorgelegt und sie bewerten lassen, wie verständlich, befriedigend oder lückenhaft diese sind. Zum Beispiel taten sie dies in Form eines Posts für die sozialen Medien: «Hast du schon einmal gesehen, dass beim Zerbeissen von Bonbons Lichtblitze entstehen können? Das passiert, weil sichtbares Licht produziert wird, wenn Bonbon-Ploten zermalmt werden.» Die zirkuläre Erklärung wurde mit dem frei erfundenen Fachwort Ploten angereichert.

Befriedigende Erklärung durch frei erfundene Fachwörter.

Ob echt oder falsch: Wenn die Erklärung mangelhaft war, konnte Jargon darüber hinwegtäuschen, dass etwas fehlt. Wurden den Teilnehmenden aber Folgefragen gestellt oder mussten sie eine eigene Erklärungen geben, realisierten sie, dass sie trotz imponierender Fachwörter den Inhalt nicht verstanden hatten, und senkten ihre Bewertung entsprechend. «Dank dieser Ergebnisse lassen sich scheinbar widersprüchliche Resultate früherer Arbeiten miteinander vereinbaren», schreiben die Forschenden dazu.

In Kommentaren auf Bluesky hiess es, dass auch in der Medizin die gross klingenden lateinischen und griechischen Namen nicht bedeuten, dass der Arzt die Krankheit versteht. Oder dass vor Gericht die komplizierten Begriffe einer Richterin die Jury mehr vom Gesetz überzeugen könnten. Lombrozo findet trotzdem nicht, dass Laiinnen und Laien grundsätzlich Informationen mit Jargon misstrauen sollten, denn: «In vielen Fällen ist dieser ein guter Hinweis auf Expertise.»