Ein Paper zum Einfluss von Mentorinnen und Mentoren auf die Mentees erntete wegen seinen Schlussfolgerungen soviel Widerspruch, dass es von den Forschenden schliesslich zurückgezogen wurde. | Bild: Screenshot

Eine Studie, die am 17. November in Nature Communications veröffentlicht wurde, sorgte für einen Aufschrei in der Wissenschaftsgemeinschaft. Die Forschenden um die Computerwissenschaftlerin Bedoor AlShebli von der New York University in Abu Dhabi hatten mehr als 200 Millionen wissenschaftliche Arbeiten durchkämmt, um Mentor-Mentee-Paare zu identifizieren. Sie verfolgten Zitationsdatensätze und fanden heraus, dass weibliche Mentees häufiger zitiert werden, wenn sie Mentoren haben statt Mentorinnen. Die Kritik am Artikel richtete sich vor allem gegen die Methoden und die Schlussfolgerungen: Co-Autorenschaft würde synonym zu Mentorschaft verwendet und das Paper animiere Frauen, sich männliche Unterstützende zu suchen. Die Forschenden zogen das Paper schliesslich zurück.

«Wenn die dokumentierten Effekte real sind, sollten wir untersuchen, warum.»Tania Reynolds

Tania Reynolds, Sozialpsychologin an der University of New Mexico, steht auf ihrem Twitter-Account für «Data over Ideology» ein und sieht die Sache anders. Im australischen Online-Magazin Quillette schreibt sie, Papers würden in der Regel zurückgezogen, wenn Datenfälschung und Kodierungsfehler Ergebnisse ungültig machen. Beides treffe hier nicht zu. Zudem seien die Ergebnisse von AlShebli konsistent mit anderer Literatur über Zitiermuster. «Wenn Sie sich über die Ergebnisse aufregen, kanalisieren Sie Ihre Bemühungen darauf, die Muster besser zu verstehen. Begraben Sie sie nicht.»

AlSheblis Untersuchung, obwohl nur korrelativ und beobachtend, habe Hunderte von Millionen von Kooperationen analysiert. «Wenn die dokumentierten Effekte real sind, sollten wir untersuchen, warum. Wir würden den Wissenschaftlerinnen einen Bärendienst erweisen, wenn wir den Kopf in den Sand stecken und so tun würden, als ob es diese Muster nicht gäbe.» Wem die Förderung von Wissenschaftlerinnen am Herzen liege, der solle neue Daten sammeln, zusätzliche Analysen durchführen oder weiter in die empirische Literatur eintauchen.