In all seiner sonst so unsichtbaren Farbenpracht zeigt sich der Wald in der Nähe von Basel.  | Bild: Adrian Meyer

«Ich war von diesem Feuerwerk der Farben überrascht», sagt Geomatiker Adrian Meyer von der Fachhochschule Nordwestschweiz. «Normalerweise sind Bilder dieser Art eintöniger – Wasser schwarz, Gebäude grün, Wald rot.» Hier reicht die Färbung der Bäume von gelb bis blau, der Weiher und die Strassen sind türkis.

Dieses Bild ist das Ergebnis einer minutiösen Arbeit: Eine Drohne überflog im Schwarzwald in der Nähe von Basel während einer Dreiviertelstunde im Gittermuster ein Gebiet von 400 auf 900 Meter. Die gegenüber verschiedenen Wellenlängen empfindliche Multispektralkamera nahm dabei 431 Fotografien mit einer Auflösung von 10 Zentimeter pro Bildpunkt auf. Eine Software überlagert die Bilder, eine andere ordnet den verschiedenen Wellenlängen Farben zu. In diesem Fall wurden Rot, Blau und Grün für den grünen Bereich des Spektrums, für nahes Infrarot und für Rot an der Grenze des sichtbaren Lichts gewählt. Die beiden letzten Wellenlängen sind interessant, weil sie Aufschluss zur Fotosyntheseaktivität der Pflanzen und damit zu ihrer Gesundheit geben. Der Umriss ist oval, weil die reduzierte Anzahl von Aufnahmen in den Ecken bei der Überlagerung zu Verzerrungen führt.

Erkennbar sind ein gut gedeihender Wiesenstreifen (gelb, unterhalb der Strasse rechts im Bild), Heu in einem Gehege für Hirsche (kleines gelbes Quadrat links oben) oder auch blattlose Bäume (hellblau, oben). Adrian Meyer verbindet diese Bildverarbeitung mit künstlicher Intelligenz: Mit Algorithmen des maschinellen Lernens können aufgrund von solchen Bildern Voraussagen dazu gemacht werden, wo sich Säugetiere aufhalten, die von gesundem Gras oder einer dichten Vegetation angezogen werden.

Das Bild, das beim SNF-Wettbewerb für wissenschaftliche Bilder 2019 ausgezeichnet wurde, ist zumindest teilweise auch ein Produkt des Zufalls: «Ich habe verschiedene Farbkombinationen ausprobiert, bis ich auf diese Zusammenstellung gestossen bin. Es zeigt das enorme Potenzial dieser Methode, uns neue Perspektiven auf scheinbar völlig vertraute Dinge zu eröffnen.» Wie zum Beispiel auf einen ganz normalen Wald.