Metall oder doch Glas? Vibrationen des Touchscreens können den Tastsinn täuschen. | Bild: Valérie Chételat

Wir berühren täglich Dutzende Male einen Touchscreen. Die aufpoppende Nachricht oder der Klingelton stimuliert dann Augen oder Ohren. Unser Tastsinn allerdings liegt brach. Diese Lücke möchte Hanna Järveläinen schliessen. Die Musikerin und Wissenschaftlerin an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) versucht gemeinsam mit Forschenden der italienischen Universität Udine, die haptische Wahrnehmung von digitalen Angeboten zu verbessern.

Einen ersten Schritt dahin versuchen die Forschenden beim gläsernen Touchscreen: Wie kann man damit das Gefühl erzeugen, dass die Fingerkuppen ein bestimmtes Material berühren? Vielleicht durch eine Vibrationsstimulierung der Fingernerven, wie Järveläinen erklärt. Das mag skurril klingen, funktioniere aber erstaunlich gut.

In ihrem Experiment zeichneten die Forschenden zunächst die Vibrationen auf, die ein Tischtennisball produziert, wenn er auf eine Oberfläche aus Tannenholz, Hartplastik oder Stahl prallt. 27 Studienteilnehmer legten dann ihre Fingerkuppe auf eine Glasplatte, die von einem kleinen Schwingungserreger mit den charakteristischen Vibrationen des Materials bespielt wurde – und mussten erraten, ob es sich um Holz, Kunststoff oder Metall handelte.

«Holz erkannten drei von vier Testpersonen, Metall die Hälfte», sagt Järveläinen. Spielten die Forschenden zusätzlich das Geräusch vor, das ertönt, wenn der Tischtennisball auf das jeweilige Material fällt, stieg die Chance für die richtige Antwort deutlich. Diese Erkenntnis eröffnet ganz neue Möglichkeiten für Virtual-Reality- Anwendungen.