Bachflohkrebse sind äusserst empfindlich auf gewisse Pestizide. | Bild: Michal Maňas, Wikimedia commons

Trotz Kläranlagen gelangen giftige Rückstände in Gewässer. Dort schädigen sie kleinste Organismen und gelangen in die Nahrungskette. Die betroffenen Tiere können auch als Messinstrumente für die Schadstoffbelastung dienen, wie Forschende des Wasserforschungsinstituts Eawag in Dübendorf zeigen konnten. Das Forscherteam um Chemikerin Juliane Hollender entnahm flussauf- und -abwärts von zehn Schweizer Kläranlagen Proben mit je 100 Bachflohkrebsen, um die Schadstoffkonzentration in den Tieren zu messen. Dabei fanden sie heraus, dass sich manche Stoffe in den Tieren angereichert hatten, also dort, wo sie ihre unheilvolle Wirkung tatsächlich entfalten.

84 Schadstoffe identifizierten die Forschenden in den Flohkrebsen. Am häufigsten kamen Antidepressiva wie Citalopram und Schmerzmittel vor, aber auch Pestizide. «Überrascht hat uns die hohe Konzentration von Neonicotinoiden», sagt Hollender. Diese Insektizide werden heftig diskutiert, weil sie den Bienen schaden. Flohkrebse reagieren äusserst empfindlich auf Pestizide, weshalb die Tiere sich für die Untersuchungen besonders eignen. «Anders als die Medikamente kommen die Pestizide aber grossteils nicht durch die Kläranlagen in die Gewässer, sondern direkt aus den umliegenden Feldern», erklärt Hollender.

Das Team von Hollender fand in der Kläranlage Bachwis in Herisau (AR) deutlich weniger Schadstoffe im Wasser und in den Flohkrebsen. Dort wird das Reinigungsverfahren mit Pulveraktivkohle ergänzt. Gute Aussichten für die Wasserqualität also, denn in den nächsten 20 Jahren werden 100 Schweizer Kläranlagen so aufgerüstet.