Neues Rahmenprogramm
Wissenschaft soll Europa retten
Gabi Lombardi, Direktorin der Europäischen Allianz für Geistes- und Sozialwissenschaften, sieht Europas Lebensstandard in Gefahr.

Ursula Von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission, schreitet zusammen mit dem französischen Staatspräsidenten Emanuel Macron ans Pult zur Ankündigung der Initiative "Wähle Europe als Forschungsort". | Foto: Gonzalo Fuentes / AP / Keystone
«Wir müssen Europa zum besten Ort der Welt für Forschung machen», propagierte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in einer Ansprache zum Budget für das neue EUForschungsrahmenprogramm (FRP 10), das 2028 beginnt. Das gelte nicht nur für Grundlagenarbeiten, sondern für den ganzen Innovationszyklus – also von den Universitätslabors bis zu den global wertvollsten Start-ups, auch Einhörner genannt.
Sie machte laut Science Business zudem klar: «Unser aktuelles Budget war für eine Welt gemacht, die nicht mehr existiert. Unser zukünftiges Budget muss schnell darauf antworten.» Christian Ehler von der Europäischen Volkspartei sieht es gleich: «Wir haben inzwischen gelernt, dass wir zu langsam sind. Und zu bürokratisch.»
Während die beiden auf Geschwindigkeit und vereinfachte Zusammenarbeit mit der Industrie pochen, setzt Gabi Lombardo, Direktorin der Europäischen Allianz für die Sozialund Geisteswissenschaften, auf eine andere Kompetenz. Europas aktueller hoher Lebensstandard beruhe auf Jahrzehnten der Investitionen in öffentliche Güter wie Gesundheitsversorgung, Ausbildung, soziale Absicherung und die akademische Freiheit. «Dieses Erbe ist jetzt bedroht», schreibt sie in Science Business.
«Wenn die Budgets schmaler und die politische Rhetorik härter werden, ist die Rolle der Sozial- und Geisteswissenschaften gefährdet. Das können wir uns nicht leisten.» Die Prioritäten des FRP 10 «Wettbewerbsfähigkeit, Verteidigung und Demokratie» seien zwar durchaus die richtigen, sie würden aber falsch angegangen.
Das eigentliche Problem sei der begrenzte Transfer der technologischen Innovationen in die Gesellschaft. «Ohne Verständnis für die menschlichen, kulturellen und institutionellen Barrieren der Anwendung können sie nicht ihre volle Kraft entfalten», so Lombardo.