ARCHÄOLOGIE
Glasperlen so wertvoll wie Gold
Im 15. Jahrhundert benutzten europäische Händler in Westafrika Glasperlen als Tauschmittel. Die systematische Untersuchung dieser Glasperlen wirft ein neues Licht auf dieses Kapitel der Handelsgeschichte.

Venezianische Glasperlen waren in Westafrika einst sehr begehrt. | Foto: M. Truffa Giachet et al. (2025)
Gegenstände sind gute Geschichtenerzähler, man muss sie nur zum Sprechen bringen. Im Rahmen ihrer Dissertation an der Universität Genf untersuchte Miriam Truffa Giachet fast tausend Glasperlen, die in Westafrika gesammelt wurden. Ihre Arbeit wirft ein neues Licht auf die Handelsbeziehungen zwischen dieser Region und Europa in der Kolonialzeit.
Ab dem 15. Jahrhundert, als das Zeitalter der Entdeckungen begann, seien in der Alten Welt Glasperlen «im grossen Stil» hergestellt worden – zuerst in Venedig und später in Mittelund Nordeuropa, erzählt Truffa Giachet. Viele wurden nach Westafrika gebracht, da Glas dort als exotisches Material begehrt war. Jede Perlenart – einfarbig, mit Streifen oder Augen und vielen anderen Eigenschaften – hatte einen spezifischen Wert. «Manche Perlen wurden gegen Gold und Felle getauscht, andere gegen Sklaven», erläutert die Forscherin.
Mittels Lasertechnik analysierte Truffa Giachet, aus welchen Rohstoffen die Perlen hergestellt wurden. Dann bestimmte sie die Herkunft der Perlen, indem sie diese Ergebnisse mit archäologischen und historischen Daten abglich, zum Beispiel mit Katalogen, in denen die Hersteller Muster präsentierten. «Die Besonderheit der Studie liegt darin, dass sehr viele Perlen systematisch untersucht wurden», erklärt die Expertin. Die von ihr erstellte Datenbank könnte für weitere Forschungsprojekte nützlich sein.