Stets ein gefülltes Glas in der Hand haben, damit es so aussieht, als würden sie auch trinken: Abstinente Jugendliche wenden Tricks an, um nicht aufzufallen. | Foto: Kelsey Chance/Unsplash

Zum ersten Mal widmet sich eine Studie in der Schweiz dem Alkoholkonsum aus der Perspektive von Jugendlichen, die nicht trinken. Die Ergebnisse belegen, dass sich diese Minderheit – 8 bis 17 Prozent der 15- bis 24-Jährigen – häufig abwertend beurteilt und isoliert fühlt. «Internationale Daten zeigen, dass es immer mehr Jugendliche gibt, die nicht trinken. Wir wollten wissen, wie es in der Schweiz aussieht, einem Land mit einer starken Weinkultur », erklärt Yara Barrense-Dias, leitende Forscherin der Studie bei Unisanté an der Universität Lausanne.

Das Forschungsteam rekrutierte 63 Jugendliche und teilte sie nach Geschlecht, Alter und Konsumgewohnheiten in Gruppen ein. Sie wurden unter anderem nach ihren Vorstellungen von Menschen, die trinken beziehungsweise nicht trinken, gefragt. Aus den Antworten der Jugendlichen wurde deutlich, dass es eine Art Hierarchie der Gründe für Abstinenz gibt. Während religiöse Motive oder das Autofahren in der Regel als Argumente akzeptiert werden, führen andere Erklärungen wie etwa der Geschmack, die Angst vor einem Kontrollverlust, die Einhaltung des Mindestalters oder schlechte Erfahrungen oft zu Nachfragen und sozialem Druck.

«Der Verzicht auf Alkohol muss normalisiert und alle Gründe zum Verzicht als gute Gründe akzeptiert werden.»Yara Barrense-Dias

Dieses Unverständnis veranlasst manche Jugendliche dazu, Partys mit Alkoholkonsum zu meiden oder Strategien zu entwickeln, die ihren Alkoholverzicht verbergen, zum Beispiel indem sie lügen oder stets ein gefülltes Glas in der Hand halten.

Die Ergebnisse der Studie wurden an Organisationen weitergeleitet, die für Prävention in Schulen zuständig sind, damit sie in ihren Kampagnen auch die Möglichkeiten der Abstinenz besser sichtbar machen. «Der Verzicht auf Alkohol muss normalisiert und alle Gründe zum Verzicht als gute Gründe akzeptiert werden. Die abstinenten Jugendlichen müssen wissen, dass sie nicht allein sind», schliesst Yara Barrense-Dias.

L. Chok et al.: Non-drinking and social life in adolescence: a qualitative study in Switzerland. Discover Social Science and Health (2024)