NSF National Science Foundation (USA). CHF 6 500 Mio., öffentliche Gelder, Anteil: 0,86 %

NIH National Institutes of Health (USA). Fokus: Biomedizin, rund 10 % eigene Forschung. Budget: CHF 36 000 Mio., öffentliche Gelder. Anteil an gesamten staatlichen und privaten Ausgaben für Forschung und Entwicklung: 4,8 %

CNRS Centre national de la recherche scientifique (F). Hat eigene Forschung. CHF 3 700 Mio., öffentliche Gelder, Anteil: 5,4 %

DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft (D). CHF 3 700 Mio., öffentliche Gelder, Anteil: 2,7 %

NSF National Science Foundation (USA). CHF 6 500 Mio., öffentliche Gelder, Anteil: 0,86 %

ANR Agence nationale de la recherche (F). CHF 890 Mio., öffentliche Gelder, Anteil: 1,0 %

SNF Schweizerischer Nationalfonds (CH). CHF 1 100 Mio., öffentliche Gelder, Anteil: 4,3 %

Wellcome Trust (GB). Fokus: Gesundheitsforschung. CHF 1 500 Mio., private Gelder, Anteil: 2,6 %

CNRS Centre national de la recherche scientifique (F). Hat eigene Forschung. CHF 3 700 Mio., öffentliche Gelder, Anteil: 5,4 %

SAKK Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (CH). CHF 19 Mio., private Gelder, Anteil: 0,072 %

Innosuisse Schweizerische Agentur für Innovationsförderung (CH). Fokus: Privatwirtschaft. CHF 270 Mio., öffentliche Gelder, Anteil: 1,0 %

FWF Der Wissenschaftsfonds (A). CHF 290 Mio., öffentliche Gelder, Anteil: 1,8 %

FFG Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (A). Fokus: Privatwirtschaft. CHF 500 Mio., öffentliche Gelder, Anteil: 3,7 %

ANR Agence nationale de la recherche (F). CHF 890 Mio., öffentliche Gelder, Anteil: 1,0 %

Wenn Sie auf einmal sehr viel Geld bekämen und dieses in Forschung investieren wollten, stünden Sie vor einer schwierigen Aufgabe: Wer soll das Geld wofür erhalten? Als Entscheidungshilfe hier die wichtigsten Punkte, die Sie klären sollten:

Möchten Sie die Forschenden bei sich anstellen?

Das tun etwa die Max-Planck-Gesellschaft in Deutschland und das Centre national de la recherche scientifique (CNRS) in Frankreich. So werden sie selbst zu einer Art Hochschule mit eigenen Forschenden, aber ohne Lehre. Jürgen Janger vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung ist skeptisch: «Die Universität lebt von der Verbindung zur Lehre und hat dadurch vielfältigere Wissensflüsse.» An den dezentralen Hochschulen gebe es zwar exzellente Köpfe, doch ihre bahnbrechende Forschung hätten sie meist zuvor an den Universitäten gemacht.

Möchten Sie lieber Talente oder gute Forschungsprojekte fördern?

Die meisten grossen Förderinstitutionen haben sich für eine Mischung entschieden. Besonders bei den öffentlichen Geldgebern ist die Nachwuchsförderung eine wichtige Aufgabe.

Möchten Sie das Thema vorgeben?

Das tun viele Stiftungen. Bei der Dachorganisation Swissfoundations sind es über 100 Mitglieder, die pro Jahr mit über 130 Millionen Franken an die Wissenschaft auf einen klaren Fokus setzen. So fördert etwa die Jacobs Foundation Forschungsvorhaben zur frühkindlichen Förderung. Staatliche Förderer müssen den Ansprüchen der Politik gerecht werden und finanzieren in deren Auftrag Forschungsprogramme zum Beispiel zur nachhaltigen Energieversorgung. Der Schweizerische Nationalfonds SNF und die US-amerikanischen National Institutes of Health NIH gehören zu den Spitzenreitern bei der Förderung von Projekten, die Forschende selbst initiiert haben, also ohne Themenvorgabe.

Wie möchten Sie die Anträge der Forschenden beurteilen?

Die grossen öffentlichen Förderer in Österreich, Deutschland und der Schweiz machen dies über eine Art Selbstverwaltung: Gewählte Forschende entscheiden demokratisch über die Unterstützung von Projekten. In der USamerikanischen Defense Advanced Research Projects Agency hingegen können die von der Agentur eingesetzten Manager relativ autonom entscheiden.

Möchten Sie den Lohn der Professorin und die Verwaltungskosten mitbezahlen?

Dies hängt weniger von Ihnen als vom wissenschaftlichen Ökosystem ab. «Das sind wichtige Faktoren für die Dynamik in einem Land», sagt Ökonom Jürgen Janger. In den USA würden die gesamten Pakete via Fördergelder bezahlt, die Institute wüchsen und schrumpften deshalb schnell und es gebe viele Junge in der Forschung. Im deutschsprachigen Raum dagegen seien Professoren zum grössten Teil fest angestellt, was zwar längerfristige Forschung möglich mache, dafür würden die Karrieren des Nachwuchses prekär.

Sie wissen immer noch nicht, welches die beste Art ist, Ihr Geld zu verteilen? Das ist völlig normal. Die Evidenz dazu ist noch spärlich, wie das erst 2019 gegründete internationale Konsortium Research on Research Institute schreibt: «Milliarden von Euros werden jährlich in Forschung investiert, aber wir wissen nicht, ob dies auf die effektivste und fairste Art geschieht.»

Auf dem Campus der National Institutes of Health (NIH) in Bethesda bei Washington D.C. wird geforscht. Die grösste Forschungsförderorganisation weltweit finanziert aber zu über 80 Prozent Forschende an anderen Institutionen. | Foto: National Institutes of Health

Forschungsförderer mit globalem Einfluss

NIH — National Institutes of Health (USA)
Budget: 36 Milliarden Franken (2020)
Gegründet: 1887 als Hygienic Laboratory eines staatlichen Militärspitals, ab 1938 steigen die Budgets der zum US-Gesundheitsministerium gehörenden Institution.


Sie ist weltweit die grösste Organisation zur Forschungsförderung. Die US-amerikanischen National Institutes of Health (NIH) fokussieren ausschliesslich auf die Biomedizin. Wie der Name sagt, sind die NIH nicht nur für Finanzierung zuständig, sondern haben eige- ne Forschungsinstitute. Diese Intramuros-Forschung beläuft sich auf rund zehn Prozent des jährlichen Budgets. Über 80 Prozent ihres Budgets geben sie für Projekte aus, die von Forschenden ausserhalb beantragt wurden.

Damit haben die NIH grossen Einfluss auf die Forschungsgemeinschaft, nicht nur in den USA, sondern weltweit. So förderten sie 1982 die Gründung der öffentlichen Datenbank für Gensequenzen aller untersuchter Lebewesen, die Genbank. Und bereits 2014 brachten die NIH eine Bewegung ins Rollen, wonach auch in Tierversuchen und Zellstudien das weibliche und das männliche Geschlecht berücksichtigt werden müssen.

Wellcome Trust (GB)
Förderausgaben: 1,5 Milliarden Franken (2020)
Gegründet: 1936 als private Stiftung in London.


Der angloamerikanische Pharmaunternehmer Henry Wellcome hinterliess ein grosses Vermögen. Damit wurde nach seinem Wunsch eine Stiftung für die Gesundheitsforschung gegründet. Heute verfügt der Wellcome Trust über 32 Milliarden Franken in Geldanlagen und ist damit die viertgrösste Stiftung zur Forschungsförderung weltweit, hinter der Novo Nordisk (DK), der Bill and Melinda Gates Foundation (USA) und der Stichting INGKA Foundation (NL). Während die Bill and Melinda Gates Foundation 20 Jahre nach dem Tod der Stiftenden das Geld ausgegeben haben muss, ist der Wellcome Trust da, um zu bleiben.

Im Vergleich zu öffentlichen Institutionen kann der Wellcome Trust schnell und entschieden reagieren. Er stellte zum Beispiel bereits Mitte Februar 2020 einen Betrag von zwölf Millionen Franken für Covid-19-Forschung zur Verfügung. Er versteht zudem die Forschungskultur als relevant für die Gesundheit der Leute in den Universitäten und versucht die Zufriedenheit der Forschenden zu verbessern.

Jedes Land hat sein eigenes Ökosystem der Forschungsförderung. Der französische Präsident Emmanuel Macron zeigt sich 2020 im Labor eines Pharmaunternehmens. | Foto: Laurent Cipriani/Pool/AP Photo/Keystone

Zweimal staatliche Finanzierung, zwei Systeme

CNRS — Centre national de la recherche scientifique (F)
Budget: 3,7 Milliarden Franken (2020)
Gegründet: 1939, gehört zum Ministerium für Hochschulbildung und Forschung.


Eigentlich ist das CNRS kein Forschungsförderer, denn die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten an der Institution selbst. Das Centre besteht aus über 1000 Forschungsinstituten, die in Frankreich und auf der ganzen Welt verteilt sind. Es funktioniert ähnlich wie die deutschen Max-Planck-Institute wie eine dezentrale Universität, aber ohne Lehre. In der Schweiz wäre es am ehesten mit dem ETH-Bereich zu vergleichen. Das CNRS hatte 2020 nach der chinesischen Akademie für Wissenschaften weltweit die zweithöchste Zahl an wissenschaftlichen Publikationen.

Der klassische Forschungsförderer in Frankreich dagegen ist die Agence nationale de la recherche (ANR). Obwohl die Forschenden beim CNRS ihr eigenes Budget haben, können sie sich auch bei der ANR, die ein viermal kleineres Budget hat, um Drittmittel bewerben. National bedeutsamer ist das CNRS mit seinem Einfluss auf die Forschungskultur und die Forschungsprioritäten.

DFG — Deutsche Forschungsgemeinschaft (D)
Budget: 3,7 Milliarden Franken (2020)
Gegründet: 1920 als Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft, ist ein Verein.


Die DFG bezeichnet sich als «zentrale Selbstverwaltungsorganisation der Wissenschaft». Ihre Mitglieder sind forschende Institutionen und Wissenschaftsorganisationen, die ihre Repräsentanten ohne staatlichen Einfluss selber bestimmen. Sie entspricht in groben Zügen dem hiesigen SNF, der vergleichsweise viel kleineren ANR in Frankreich oder der FFG in Österreich. Alle vier haben eine global gesehen hohe und nicht häufig zu findende Unabhängigkeit von den Ministerien. Italien zum Beispiel hat keine vergleichbare Förderorganisation, und selbst in Grossbritannien und den USA sind die Forschenden in den Organisationen, die Steuergelder verteilen, nur in beratender Funktion vertreten.

Speziell bei der DFG ist, dass sie ihre Gelder sowohl von der Bundes- als auch aus der Länderebene erhält, was ihre Unabhängigkeit weiter stärkt. Auffallend ist zudem, dass die DFG im Gegensatz zu vielen anderen Organisationen bei ihren Kriterien für Forschungsvorhaben kaum auf den ökonomischen und gesellschaftlichen Nutzen pocht.

Die Politik sieht es gerne, wenn Forschung die Startup-Szene beflügelt. | Foto: Startup Incubator Berlin

Für die privatwirtschaftliche Forschung

FFG — Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (A)
Förderausgaben: 500 Millionen Franken (2020)
Gegründet: 2004 aus vier Vorgängerorganisationen, die GmbH gehört dem Staat.


Der Fokus ist ganz klar die Wirtschaft. «Die FFG ist der One-Stop-Shop für wirtschaftsnahe Forschung und Entwicklung in Österreich », schreibt der Förderer selbstbewusst. Die Gesellschaft unterstützt spezifisch Technologie, Innovation und Digitalisierung. Das geht so weit, dass ein zusätzliches Budget die Versorgung von Randregionen mit Breitband- Internet fördert.

Anders als beim Schweizer Pendant Innosuisse können beim FFG Unternehmen direkt Unterstützung erhalten – an sie gehen fast 70 Prozent der Gelder. Die FFG streicht ihre Leistungen wie folgt heraus: 10 000 finanzierte Arbeitsplätze, 200 neu geschaffene Produkte, viele finanzierte Start-ups, 10 Euro generierter Umsatz pro Fördereuro. Die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft wird nebenbei erwähnt. Das Budget der FFG für die Forschung ist etwa doppelt so gross wie die des österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF).

Innosuisse — Schweizerische Agentur für Innovationsförderung (CH)
Budget: 270 Millionen Franken (2020)
Gegründet: 1943 als Kommission zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, von 1996 bis 2017 als Kommission für Technologie und Innovation, ist eine öffentlichrechtliche Anstalt des Bundes.


Die Innosuisse möchte wie die Österreichische FFG den heimischen Wirtschaftsstandort fördern. Anders als diese betont Innosuisse aber das Prinzip der Subsidiarität: «Sie unterstützt Projekte nur dann, wenn Innovationen ohne Finanzierung nicht zustande kämen oder Marktpotenziale ungenutzt blieben.» Der Wissenstransfer aus der Forschung in die Wirtschaft soll so beschleunigt werden. Ein Fördergesuch braucht deswegen sowohl eine Hochschule als auch eine Firma. Trotz des deutlich kleineren Budgets der Innosuisse sind die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Österreich und in der Schweiz ungefähr gleich, jeweils fast 3,2 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Wobei in der Schweiz die Privatwirtschaft mit 68 Prozent einen grösseren Teil davon selbst stemmt als in Österreich mit 55 Prozent.