Nutztierhaltung
Trächtige Tiere, die im Dunklen leben, gebären später
Mäuse werfen ihre Jungen unter Lichtentzug verzögert. Die Forschenden hatten das Gegenteil erwartet.

Mäusejunge erblicken später das Licht der Welt, wenn sie mehr im Dunkeln leben. Foto:zVg
Menschen und manche Tierarten gebären häufig nachts, andere eher tagsüber. Wenn bekannt wäre, welche Mechanismen dafür verantwortlich sind, könnte das hilfreich sein: für die Nutztierhaltung und für die Prävention von Frühgeburten bei Menschen. In einem Labor an der Universität Freiburg wurde nun belegt, dass Mäuse verzögert werfen, wenn sie am Ende der Trächtigkeit Lichtmangel haben, vermutlich auch unabhängig von der inneren Uhr.
In ihrer Studie beobachteten die Forschenden Wildmäuse, die sie während ihrer Schwangerschaft abwechselnd 12 Stunden Licht respektive Dunkelheit aussetzten, im Vergleich zu Artgenossinnen, die am Ende ihrer Trächtigkeit rund um die Uhr entweder im Hellen oder im Dunkeln lebten. Normalerweise folgt die innere Uhr der Nager einem Zyklus von etwas weniger als 24 Stunden, bei einer zwölfstündigen Lichtexposition alle 12 Stunden wird sie jedoch genau auf diesen Rhythmus abgestimmt. Die Forschenden erwarteten deswegen, dass Mäuse ohne Licht früher werfen würden als solche, die abwechselnd im Hellen und im Dunkeln leben. Das Gegenteil war jedoch der Fall: Die Mäuse warfen im Dunkeln noch später.
Sind diese Ergebnisse auf Nutztiere übertragbar? «Sie sind Säugetiere wie die Mäuse, aber tagaktiv. Deshalb ist noch zu überprüfen, ob ein Lichtentzug denselben Effekt auf den Geburtszeitpunkt hat», erklärt Tomoko Amano, Erstautorin der Studie und Professorin an der Universität Rakuno Gakuen in Japan. «Falls sich das bestätigt, könnte man bei Tieren testen, ob sich mit einer Haltung im Dunkeln Frühgeburten vermeiden lassen.» Bei schwangeren Frauen ginge das nicht, da ein Lichtmangel gesundheitliche Folgen haben könnte, sagt die Forscherin. Doch sie könnten dazu ermutigt werden, am Abend früher das Licht zu löschen – eine Massnahme ohne Nebenwirkungen.