Im Peer Review hängengeblieben: Nachdem die Rohdaten verlangt wurden, wurden über 50 Prozent der wissenschaftlichen Publikationen wieder zurückgezogen. | Bild: T. Miyakawa/Molecular Brain (2020)

Der Chefredaktor von Molecular Brain, Tsuyoshi Miyakawa, publizierte Anfang Jahr eine Analyse seiner Entscheidungen über Manuskripte, die bei ihm eingereicht wurden. 180 davon hat er seit Anfang 2017 durchgesehen. Bei 41 bat er die Autorinnen und Autoren um die Bereitstellung ihrer Rohdaten. Daraufhin wurden zu seiner Überraschung 21 der Manuskripte zurückgezogen. Das deutet gemäss Miyakawa darauf hin, «dass nur schon die Anforderung von Rohdaten mehr als die Hälfte der Verfassenden der Manuskripte vertrieben hat». Von den verbleibenden, erneut eingereichten 20 Manuskripten lehnte er schliesslich 19 wegen unzureichender Datenbasis ab. Er folgert: «So legten mehr als 97 Prozent der 41 Verfassenden die Rohdaten zur Untermauerung ihrer Ergebnisse nicht vor, wenn sie von einem Redaktor angefordert wurden, was darauf hindeutet, dass sie, zumindest bei einigen dieser Fälle, von Anfang an nicht existierten.»

«Die Anforderung von Rohdaten hat mehr als die Hälfte der Verfassenden der Manuskripte vertrieben.»

Miyakawa vermutet nun, dass fehlende Rohdaten oder deren Fälschung mögliche Ursache dafür sind, weshalb viele wissenschaftliche Studien nicht reproduzierbar sind. Dies neben wei- teren unangemessenen Praktiken der Wissenschaft wie dem Aufstellen von Hypothesen nach dem Bekanntwerden von Ergebnissen (Harking), dem nachträglichen Anpassen von statistischen Analyseparametern (P-Hacking) und dem selektiven Publizieren von positiven Ergebnissen (Publication bias). Er fordert deswegen: «In Anbetracht der Tatsache, dass jede wissenschaftliche Studie auf Rohdaten basieren sollte und dass der Datenspeicherplatz keine Herausforderung mehr darstellt, sollten sich Zeitschriften grundsätzlich darum bemühen, dass ihre Autoren die Rohdaten nach der Publikation des Papiers in einer öffentlichen Datenbank oder auf einer Zeitschriftenseite für alle zugänglich machen.»

So würde die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse erhöht und zusätzlich das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Wissenschaft gestärkt.